Haben Elben spitze Ohren?
Der Sinn dieser Frage mag einem deutschsprachigen Leser nicht ganz einleuchten; doch werden in der angelsächsischen Literatur Elben seit Shakespeare so gut wie immer mit deutlich spitzen Ohren dargestellt. Die Ohren von Tolkiens Elben waren eindeutig etwas spitz, jedenfalls spitzer als menschliche Ohren. Diese Frage wird nur in der Sammlung etymologischer Wurzeln in The Lost Road direkt angesprochen. Für die Wurzel LAS- findet man die folgenden zwei Einträge: (Noldorin bezeichnet eine Vorläufersprache des Sindarin und gnomisch eine noch ältere, mit Sindarin weitläufig verwandte Sprache) LAS- (1) *lasse 'Blatt': Quenya lasse, Noldorin lhass; Quenya lasselanta 'Blatt-Fall, Herbst', Noldorin lhasbelin (*lassekwelene), vergl. Quenya narquelion [siehe KWEL-]. Lhasgalen 'Grünblatt' (gnomischer Name von Laurelin). (Manche glauben, das sei mit dem nächsten Eintrag und *lasse 'Ohr' verwandt. Die Ohren der Quendi waren spitzer und Blättern ähnlicher als menschliche Ohren.)Diese Schlußfolgerung wird manchmal bezweifelt, weil diese Einträge lange vor dem Herren der Ringe geschrieben wurden und daher auf diesen nicht mehr zutreffen könnten. Es ist aber bemerkenswert, daß die Wurzel LAS- ihre beiden Bedeutungen behielt, so etwa in Legolas (Grünblatt, Der Herr der Ringe, Kap. III/5, S. 510 [II-88]; Kap. III/8, S. 556 [II-120]), lassi (Blätter, Der Herr der Ringe, Kap. II/8, S. 385 [I-455]) oder Amon Lhaw (Berg der Hörens, Der Herr der Ringe, Kap. II/9, S. 401 [I-474]). Allzu spitz können die Ohren aber nicht gewesen sein, weil eine Verwechslung von Elben mit Menschen durchaus möglich war (Das Silmarillion, Kap. XXI, S. 234).
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