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Sind die Sprachen im Herren der Ringe echte Sprachen?
Ganz sicherlich Ja, besonders die elbischen Sprachen Sindarin und Quenya.
[Diese waren] kein sinnloses Geplapper, sondern wirklich denkbare Sprachen mit konsistenten Wurzeln, Lautgesetzen und Endungen, in die er all seine kreativen und philologischen Kräfte steckte.

Obituary in Scholar and Storyteller
Übersetzung: GK

Außerdem waren sie beide, wieder auf linguistisch plausible Art, von einer proto-elbischen Sprache abgeleitet. Sindarin war die elbische Alltagssprache während Quenya als eine Art "Elbenlatein" nur mehr von Gelehrten verwendet wurde. Daher sind die meisten elbischen Worte im Herren der Ringe dem Sindarin entnommen. So stammen die meisten "nicht übersetzten" (siehe Frage FAQ, Tolkien, 4) Ortsnamen auf der Landkarte (z.B. Minas Tirith, Emyn Beraid) aus dem Sindarin, wie auch die Hymne an Elbereth in Bruchtal; Galadriels Klagelied aber ist in Quenya verfaßt; beide Gedichte werden in The Road Goes Ever On kommentiert und übersetzt.

Die anderen Sprachen im Herren der Ringe sind vom Autor weniger weit entwickelt worden: Entisch, Khuzdûl (Zwergensprache), und die Schwarze Sprache (die Sprache von Mordor und der Ringinschrift). Es wird behauptet, daß Adunaisch, die Sprache Númenors, die er 1946, nach der Fertigstellung des Herren der Ringe, entwickelte, seine fünfzehnte erfundene Sprache sei (Sauron Defeated enthält viel Information über Lautgesetze im Adunaischen).

Während die Elbensprachen untereinander eng verwandt sind und sich von einer gemeinsamen Ursprache herleiten, sind Entisch (von dem nicht viel bekannt ist) und Khuzdûl von diesen und untereinander völlig unabhängig. Entisch ist eine agglutinierende Sprache, in der Wörter für neue Begriffe ohne Einschränkung durch Aneinanderfügen von bekannten Worten gebildet werden können; je genauer man einen Begiff fassen möchte, desto länger muß dann das entsprechende Wort anwachsen. Khuzdûl beruht, ähnlich den semitischen Sprachen unserer Welt (Hebräisch, Arabisch, Ägyptisch), auf einem System von Wurzeln, die aus genau drei Konsonanten bestehen; Worte werden gebildet, indem man Vokale zwischen die Konsonanten stellt oder zusätzlich noch Endsilben anhängt: So steht die Wurzel KhZD für den Begriffsbereich Zwerg, wobei zu beachten ist, daß Kh als ein Buchstabe gilt; daraus lassen sich die Worte khazâd (Zwerg), khazad (Adj: zwergisch) und khuzdûl (mit Possesivsuffix: die Sprache der Zwerge) bilden. Adunaisch, als Sprache der Menschen von Númenor, zeigt sowohl Einflüsse des Elbischen als auch des Zwergischen.

Die Sprache der Rohirrim war jedoch eine reale Sprache: Angelsächsisch (Alt-Englisch), ebenso wie ihre ganze Kultur, bis auf die Pferde, an die Angelsachsen erinnert (es handelt sich dabei jedoch nicht um das Standard-Angelsächsische, sondern um den "Mercischen" Dialekt, wie er im Königreich Mercia [Tolkiens Heimatgegend] gesprochen wurde - The Road to Middle-earth, 94).

Quellen:
Biographie !!! englisch !!! 35-37 (II,3), 93-95 (III,1), 195 (V,2); Briefe 231-233 (#144), 288 (#165, Fußnote), 495-501 (#297); Road to Middle-earth, 93 (4, "The horses of the Mark"); Scholar and Storyteller, 12; The Road Goes Ever On Sauron Defeated p. !!! (Notion Club Papers, Lowdham's Report) .
Autor
WDBL
Übersetzer
Gernot Katzer (Text wurde leicht erweitert)

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